
Bei Allergenen aus Pollen handelt es sich um hochmolekulare Proteine oder Glycoproteine. Diese... Bei Allergenen aus Pollen handelt es sich um hochmolekulare Proteine oder Glycoproteine. Diese vergleichsweise großen Moleküle wurden in den letzten Jahren gut charakterisiert. Ein Team um Dr. Stefanie Gilles-Stein, Dr. Isabelle Beck und Professor Dr. Claudia Traidl-Hoffmann vom Institut für Umweltmedizin des Helmholtz Zentrums München und vom Lehrstuhl der Technischen Universität München hat jetzt gezeigt, dass auch niedermolekulare Pollensubstanzen klinisch relevant sind*. Für die Tests kamen Allergene aus Birken- und Gräserpollen zum Einsatz. Die Pollenallergene wurden entweder in einer Kochsalzlösung oder mit einer niedermolekularen Fraktion des Pollenextrakts präpariert. Im Rahmen der Studie wurden Haut-Pricktests und nasale Provokationen an gesunden und allergischen Probanden durchgeführt. „Die Haut-Pricktests ergaben dann eine stärkere allergische Immunreaktion wie Quaddeln oder Rötungen, wenn die niedermolekulare Pollenfraktion beigefügt war“, erklärt Professor Dr. Claudia Traidl-Hoffmann. Bei den nasalen Provokationstests verstärkten die niedermolekularen Pollensubstanzen die lokale Freisetzung von Interleukin-8 (IL-8) und Immunglobulin E (IgE). Eine vermehrte Nasensekretproduktion wurde in derjenigen Studiengruppe festgestellt, bei welcher die niedermolekulare Pollenfraktion beigemischt war. Beobachtet wurde außerdem stärkeres Naselaufen und Augenjucken, erhöhter Niesreiz sowie weitere verstärkte Symptome. Gesunde Probanden reagierten in der Studie nicht messbar auf die Pollensubstanzen. Und zwar weder in Pricktests der Haut noch in nasalen Provokationen. Traidl-Hoffmann weiter: „Unsere Pilotstudie leistet einen Beitrag für zukünftige klinische Studien.“ In diesen wird die Wirkung niedermolekularer, nicht allergener Substanzen aus Pollen näher untersucht werden. Von klinischer Bedeutung könnten nicht allergene Substanzen insbesondere in der Allergiediagnostik und bei der allergenspezifischen Immuntherapie („Hyposensibilisierung“) sein. Denn dort kommen derzeit Pollenextrakte zum Einsatz. Ob und in welchen Mengen diese aktuell verwendeten Extrakte entzündungsfördernde Substanzen enthalten, ist bisher nicht ausreichend untersucht worden. „Die Studienergebnisse könnten die Allergiediagnostik und allergenspezifische Immuntherapie verändern“, hofft Traidl-Hoffmann.