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In Deutschland gelten über die Hälfte der Erwachsenen als übergewichtig, der Anteil der Personen... Adipositas ist der wichtigste Risikofaktor für Typ-2-Diabetes und andere chronische Erkrankungen. Die steigenden Zahlen erfordern effektive und zielgerichtete präventive sowie therapeutische Maßnahmen. Wissenschaftler um Prof. Rolf Holle und Dr. Christina Teuner vom Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen (IGM) am Helmholtz Zentrum München haben nun erforscht, in welchen Risikogruppen solche Maßnahmen am dringendsten erforderlich und am wahrscheinlichsten kosteneffektiv sind. Um ihre Aussagen auf ein solides statistisches Fundament stellen zu können, fassten die Wissenschaftler die Daten von insgesamt fünf Untersuchungswellen der Augsburger KORA Studie zusammen. So standen ihnen die Daten von über 6.700 Personen zur Verfügung. Basierend auf dem standardisiert gemessenen Body Mass Index (BMI) teilten die Forscher die Studienteilnehmer in fünf Gruppen ein: Normalgewicht (18,5 ≤ BMI <25 kg/m²), Übergewicht (25 ≤ BMI < 30 kg/m²), Adipositas Grad I (30 ≤ BMI < 35 kg/m²), Grad II (35 ≤ BMI < 40 kg/m²) sowie Grad III (BMI ≥ 40 kg/m²). Zudem erhoben sie die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen und fragten nach Arbeitsunfähigkeit und vorzeitiger Berentung.
Direkte Kosten bei Adipositas signifikant erhöht
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die direkten Kosten durch die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen bei Adipositas signifikant erhöht sind, ab Grad II sogar schon um etwa 50%“, erklärt Rolf Holle, der gleichzeitig Leiter der Core Domain „Gesundheitsökonomie“ des Kompetenznetzes Adipositas ist. „Indirekte Kosten aufgrund von Arbeitsunfähigkeit waren jedoch bereits bei Personen mit Übergewicht signifikant höher als bei Normalgewichtigen“, so der Studienleiter weiter. „Für Deutschland gab es bislang keine Daten aus Studien mit exakt gemessenem BMI, die eine so differenzierte Betrachtung auch bei den höheren BMI-Gruppen ermöglichen.“ Künftig werden die Wissenschaftler die Ergebnisse noch nach Merkmalen wie Alter, Geschlecht, Sozialstatus etc. aufschlüsseln, um weitere Hinweise für zielgerechte Präventionsmaßnahmen zu finden.Weitere Informationen
Original-Publikation:Yates, N. (2016): The Economic Burden of Obesity in Germany: Results from the Population Based KORA Studies. Obesity Facts, DOI: 10.1159/000452248
Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. Das Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen (IGM) untersucht Ansätze zur Verbesserung der Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der Gesundheitsversorgung. Das Gesundheitssystem steht vor der Herausforderung, allen Bürgern eine qualitativ hochwertige und finanziell tragbare medizinische Versorgung zu gewährleisten. Der rasche medizinisch-technische Fortschritt und die demographischen Veränderungen verschärfen das beschriebene Spannungsverhältnis. Eine fundierte Evaluation der Strukturen und Prozesse der gesundheitlichen Versorgung unter den Gesichtspunkten von Effektivität und Effizienz ist eine unabdingbare Voraussetzung für rationales Handeln. Die Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg (KORA) untersucht seit 30 Jahren die Gesundheit tausender Bürger aus dem Raum Augsburg. Ziel ist es, die Auswirkungen von Umweltfaktoren, Verhalten und Genen zu verstehen. Kernthemen der KORA-Studien sind Fragen zu Entstehung und Verlauf von chronischen Erkrankungen, insbesondere Herzinfarkt und Diabetes mellitus. Hierzu werden Risikofaktoren aus dem Bereich des Gesundheitsverhaltens (u.a. Rauchen, Ernährung, Bewegung), der Umweltfaktoren (u.a. Luftverschmutzung, Lärm) und der Genetik erforscht. Aus Sicht der Versorgungsforschung werden Fragen der Inanspruchnahme und Kosten der Gesundheitsversorgung untersucht.
Das Kompetenznetz Adipositas ist eines von derzeit 21 Kompetenznetzen der Medizin, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden. Jedes Kompetenznetz behandelt ein spezifisches Krankheitsbild, das durch hohe Erkrankungsraten oder große Sterblichkeit gekennzeichnet ist. Seit 2008 wird das Kompetenznetz Adipositas gefördert.