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Fitness bei Jugendlichen: Viele Möglichkeiten, wenig Interesse

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Quelle: highwaystarz - Fotolia
Neuherberg, 30. März 2016. Wissenschaftler des Instituts für Epidemiologie 1 am Helmholtz Zentrum... Neuherberg, 30. März 2016. Wissenschaftler des Instituts für Epidemiologie 1 am Helmholtz Zentrum München haben untersucht, wie stark sich Jugendliche in Deutschland bewegen. Entgegen älteren Veröffentlichungen spielt der Schulsport nur eine untergeordnete Rolle. Körperliche Aktivität ist ein wesentlicher Faktor, um gesund zu bleiben. Ältere Arbeiten zeigten, dass sich 80 Prozent aller Schulkinder zu wenig bewegen*. Jetzt hat ein Team unter Leitung von Prof. Dr. Holger Schulz, kommissarischer Direktor des Instituts für Epidemiologie 1 am Helmholtz Zentrum München, zusammen mit Kollegen Bewegungsmuster im Tagesablauf untersucht und den Beitrag eines „aktiven“ Schulweges sowie von Schul- und Freizeitsport abgeschätzt. Objektiv gemessene körperliche Aktivität Wissenschaftler wählten 1.403 Jugendliche aus, die sich an den Studien GINIplus und LISAplus** beteiligt hatten. „Dies ist die erste große Studie bei Heranwachsenden in Deutschland zur objektiv gemessenen körperlichen Aktivität“, sagt Holger Schulz. Rund 45 Prozent waren männlich; das mittlere Alter lag bei 15,6 Jahren. In der Studienpopulation waren traditionell eher schwach vertretene Gruppen (Mädchen, übergewichtige Jugendliche) genauso repräsentiert wie andere Gruppen. Alle Teilnehmer zeichneten ihre Aktivitäten per Tagebuch auf. Gleichzeitig erhielten sie Akzelerometer, also Beschleunigungssensoren, zur Messung der körperlichen Aktivität. Eher Freizeit als Schule Jugendliche verbrachten zwei Drittel des Tages im Sitzen. Lediglich fünf Prozent ihrer Zeit umfasste moderate bis starke körperliche Aktivitäten. Schulz: „Die Studie zeigte ein zu niedriges allgemeines Aktivitätsniveau, aber eine relativ hohe Beteiligung an Freizeitsport und ein gutes Engagement beim „aktiven“ Schulweg.“ Für die Forscher war überraschend, dass Freizeitsport ein deutlich höherer Stellenwert zukam als Schulsport, dort  waren die Jugendlichen nur 20% der Zeit wirklich sportlich aktiv. „Frühere Untersuchungen waren zu dem Ergebnis gekommen, dass physische Aktivität im Wesentlichen der Teilnahme am Sport zuzurechnen ist, aber in unserer Studie war dies nur zu einem Viertel der Fall“, erklärt Holger Schulz. Sein Resümee: „Trotz eines guten Zugangs zu Sportmöglichkeiten sind deutsche Jugendliche nicht ausreichend aktiv.“ Die neuen Daten zeigen nicht nur die unzureichende körperliche Aktivität von Jugendlichen; sie öffnen auch Möglichkeiten zur gezielten Intervention.

Weitere Informationen

Smith MP et al., Physical Activity Levels and Domains Assessed by Accelerometry in German Adolescents from GINIplus and LISAplus. doi: 10.1371/journal.pone.0152217. Link zur Fachpublikation * Informationen zum deutschen Teil der Studie „Health Behaviour in School-aged Children“’ (HBSC) sind online abrufbar: http://hbsc-germany.de/ ** Die GINI-Studie und die LISAplus-Studie sind Langzeitbeobachtungen von Kindern, die ein erhöhtes familiäres Risiko für eine spätere allergische Erkrankung haben und aus zwei Regionen Deutschlands stammen (München und Wesel jeweils mit Umgebung).  http://www.ginistudie.de/ und http://www.lisastudie.de
Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. Das Institut für Epidemiologie I (EPI I) erforscht die Bedeutung von Umwelt- und Lebensstilfaktoren, genetischer Konstitution und Stoffwechsel bei Entstehung und Progression von Atemwegs-, Stoffwechsel- und allergischen Erkrankungen, sowie ausgewählten Krebserkrankungen. Dazu dienen Daten und biologische Proben aus den bevölkerungsbasierten Kohortenstudien GINI, LISA und MONICA/KORA. Das Institut ist federführend an Planung und Aufbau der Nationalen Kohorte beteiligt.

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